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Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte versuchen wir die Geschichten hinter Exponaten der Vergangenheit zu offenbaren. Das können Geschichten sein, die sich hinter einer Fotografie verbergen oder hinter einem Buch, manchmal aber auch hinter einem Floh (Pestfloh) oder einer Feder. Doch welche Möglichkeiten eröffnen hier neue digitale Technologien wie Augmented oder Virtual Reality, Exponate mit Orten zu verbinden und die Geschichten hinter den Objekten zu erzählen?

Zusammen mit seinen Projektparter*innen möchte das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte hier neue Wege gehen, um diese Möglichkeiten, insbesondere den Einsatz von Augmented Reality, auszuloten.

Auch wenn wir als HBPG ein Ausstellunghaus als Präsentationsort haben und in dem Sinne nicht vergleichbar sind mit einem authentischem Ort wie einem ehemaligen KZ, so teilen wir doch in SPUR.lab das Thema: die Zeit des Nationalsozialismus in Brandenburg. Es geht hierbei also um ein ganz spezielles, ein sehr sensibles Thema. Bestimmte Herangehensweisen und Themen in Bezug auf den Einsatz von Technik scheinen von vornherein ausgeklammert.

Auf diesem Grund stellen wir uns für das Projekt die folgenden Leitfragen:

Welche Geschichten dürfen wir erzählen? Und: auf welche Weise? Und - übergeordnet gedacht - Wie gehen wir überhaupt mit solchen grundsätzlichen Fragen in unserer Zusammenarbeit um? Wo liegen die jeweiligen ethischen Grenzen des Erzählens? Und sind die Grenzen für eine Gedenkstätte und ein Ausstellungshaus gleich? Wie weit kann und darf immersives Erzählen gehen?

Hier gilt es, zusammen mit unseren erfahrenen Projektpartner*innen im intensiven Austausch Antworten zu finden. Zusammen werden wir nach Wegen suchen, wie wir Geschichte und Geschichten an den jeweiligen Orten erzählen können – angereichert durch eine zusätzliche Ebene: durch Augmented Reality.

Für uns im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte geht es darum, welche AR-Anwendungen wir in unserer neuen Dauerausstellung integrieren können. Hierzu ein paar Gedanken für mögliche Anwendungsgebiete: Ein erstes Anwendungsgebiet wäre die Erweiterung des Raumes durch AR. Wir könnten Objekte, die bei uns präsentiert werden, mit den Gedenkstätten Ravensbrück und Sachsenhausen verbinden. Erbstücke von ehemaligen Inhaftierten könnten hierbei als Ausgangspunkt dienen, um dann in einer AR-Anwendung den Haftort auf einer Karte zu zeigen oder Fotografien des Ortes in der Gegenwart. Ein anderes Anwendungsgebiet wäre das Aufzeigen von visuellen Kontexten. Durch Überlagerung könnte AR zum Beispiel aufzeigen, welche konkrete Folgen ein einzelnes geschriebenes Gesetz für viele Menschen hatte.

Ein weiteres Anwendungsgebiet im Museum wäre auch ein Zugang, der mehrere Sinne anspricht. So könnte aus einem Brief via Augmented Reality die Fotografien der Autors und der Adressatin gezeigt und der Inhalt vorgelesen werden, mit atmosphärischen Audioinhalten im Hintergrund. Noch ein weiteres Anwendungsgebiet könnte sein, Zeitzeugen durch AR ins Museum zu holen. Auch, wenn nicht mehr viele davon leben, so ließen sich Zeitzeugenberichte einem Objekt zuordnen. Ein weiterer grundsätzlicher Gedanke wäre auch, unterschiedliche Anwendungen für unterschiedliche Zielgruppen zu entwickeln.

Wichtig bei all diesen Anwendungen wird es aus museumspädagogischer Sicht sein, dass die Besuchenden nicht in einer Konsum-Haltung verweilen, sondern ermutigt werden, eigene Fragen an die Objekte zu stellen. Die Faszination des Technischen darf nicht den Inhalt überlagern. Ebenso sollte – wie bei anderen Vermittlungsangeboten auch – auf den manipulativen Einsatz von Emotionen verzichtet werden. Das Erlebnis bei uns vor Ort im Museum sollte der Anknüpfungspunkt sein für eine persönliche oder gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen: Unrecht, Verfolgung und Menschenrechte – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Dann wäre ein wichtiges Ziel der pädagogischen Arbeit erreicht und durch eine weitere Methode ergänzt.

Kristian Petschko leitet im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte die Bildung und Vermittlung.

Als Ausstellungshaus, Veranstaltungsforum und Lernort zur brandenburgisch-preußischen Landesgeschichte ist das HBPG ein lebendiges Forum für die aktive, kritische und offene Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart. Das thematische Spektrum umfasst die politische und die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Brandenburg-Preußens ebenso wie seine Kunst- und Kulturgeschichte in allen Facetten. Ein Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der Zeitgeschichte.

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