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4 Jahre interdisziplinäres Forschungslabor

„Wie können wir Geschichte im digitalen Raum erzählen und zugleich kritische Distanz wahren?“ Mit dieser Ausgangsfrage hatte sich das SPUR.lab auf die Reise gemacht. Digitalität in der Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung wurde 2020 noch kleingeschrieben. XR-Technologien als Mittel, um die nationalsozialistische Zeit Brandenburgs zu erzählen waren ein spannendes, noch wenig bespieltes Forschungsfeld.

Im SPUR.lab ging es um interdisziplinäres Forschen – um experimentelles Erproben und Analysieren, wie sich Geschichte im virtuellen Raum darstellen und vermitteln lässt, ohne die kritische Distanz zu verlieren oder ethische und ästhetische Grenzen zu überschreiten.

Das SPUR.lab Team hat sich dieser Herausforderung gestellt, hat den Projektstart in den Corona-Lockdown hinein mit Humor und Gelassenheit bewältigt, und in einem interdisziplinären co-kreativen Prozess prototypisch entwickelt.

Heute blicken wir stolz zurück auf vier prototypische Anwendungen, die unsere Ausgangsfrage aufgreifen und Wege aufzeigen, wie die NS-Zeit Brandenburgs im digitalen und virtuellen Raum erzählt werden kann. Alle Anwendungen sind dabei erweiterbar gedacht und können weiter wachsen.

Vier prototypische Anwendungen

Über vier Jahre hat das SPUR.lab in einem co-kreativen Prozess im Team und mit Künstler:innen, wissenschaftlichen und technologischen Experten Antworten gefunden auf die Ausgangsfrage in Form von vier prototypischen Anwendungen:

BLACK BOX - eine VR-Anwendung zum ersten KZ Oranienburg

HORIZON - eine App zu Spuren des NS-Terrors am eigenen Horizont

VIDNESS - Videoräume als Medium von Erinnerungspraxis

ZEITSCHICHTEN - als visuelle Entschlüsselung eines historischen Ortes

Interdisziplinäre Teams und agiles Arbeiten

Das SPUR.lab hatte sich in einen co-kreativen Prozess begeben. Angelehnt an die Scrum-Management-Methode wurden Ideen bereits in einem sehr frühen Stadium immer wieder im Team und über das Team hinaus zur Diskussion gestellt und Feedback in interativen Schleifen eingebaut. Das Entwickeln im SPUR.lab war so ein durchgängig transparenter Prozess. Dieser Prozess beinhaltete gleichfalls, mit unfertigen Produkten an die Öffentlichkeit zu gehen. Umgesetzt wurde dies mit der großen Ausstellung "Digitale Wege in der Erinnerungskultur - Geschichte in virtuellen Welten?" im HBPG im Format einer Werkstattausstellung. 

Digitale Immersion? Was wir aus SPUR.lab gelernt haben

SPUR.lab war nicht nur Entwicklungsarbeit, sondern ein intensiver Prozess - mit vielen Diskussionen und Diskursen zum Spannungsfeld zwischen den sich rapide entwickelnden technischen und ästhetischen Möglichkeiten und den Grundprinzipien der deutschen Erinnerungskultur und der Geschichtsvermittlung in den KZ-Gedenkstätten. Eine spannende Diskussion dazu gibt es in unserer Publikation und hier auf dem blog. 

SPUR.lab Prototypen: Erweiterbar und anschlussfähig

Alle vier im SPUR.lab entwickelten Anwendungen sind mit Abschluss des Projekts weiterhin als Prototypen zu verstehen. Die einzelnen Anwendungen sind sehr gut nutzbar und werden in der Vermittlung bei den Partnerinstitutionen eingesetzt. Gleichzeitig sind sie als Aufforderung zur Weiterentwicklung zu verstehen. Ihre Erweiterbarkeit wurde von Anfang an mitgedacht: 

Mit den Anwendungen VIDNESS und HORIZON legen sich digitale Netze der Erinnerung über Brandenburg. Sie legen den Grundstein für ein digitales Archiv, eine Verbindung von Raum und Dokument, für eine erweiterbare Sammlung. Beide Prototypen eignen sich sehr gut für die Integration in die pädagogische Arbeit an Gedenkstätten und Museen, da weitere Daten im Content-Management-System eingepflegt werden können. Das ihnen zugrunde liegende Konzept lässt sich sehr gut auf viele andere Gedenkorte in Deutschland und Europa übertragen. 

BLACK BOX und ZEITSCHICHTEN rekonstruieren Dagewesenes digital auf der Basis historischer Quellen, wie Plänen, Fotografien, Zeichnungen und Zeitzeugenberichten. Beide Anwendungen nutzen dabei unterschiedliche technische Mittel, um bauliche Rekonstruktionen entstehen zu lassen. BLACK BOX als VR-Anwendung dann dabei ortsunabhängig gezeigt werden, während ZEITSCHICHTEN site-specific das Potenzial erst in der Nutzung am Ort entfaltet. Für historische Orte, die nicht mehr sichtbar, erhalten oder zugänglich sind, bieten beide Anwendungen einen großen Mehrwert. 

Ich persönlich habe in dieser Zeit unheimlich viel gelernt. Ich danke allen im SPUR.lab für die tolle Zusammenarbeit.

Herzlich Bettina Loppe

Bettina Loppe hat als Gesamtprojektleitung das SPUR.lab als Pilotprojekt im Verbund aus Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF von Anfang an übernommen und aufgebaut.

In der gemeinsamen Arbeit mit Swantje Bahnsen, Projektkoordinatorin beim Verbundpartner Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, lag der Fokus im SPUR.lab darauf, historische, technologische und künstlerische Arbeitsweisen produktiv miteinander zu verbinden. 

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